Vorsicht, das folgende Review enthält ein paar leichte Spoiler.
Meine Kritik zum Transformers One Kinofilm
Grundsätzlich braucht es ja nicht viel, um einen guten Transformers Film zu machen. Ein paar coole Roboter, die sich in Fahrzeuge transformieren können, als Hauptcharaktere. Eine spannende Story, die einfach genug ist für Kinder, aber auch anspruchsvoll genug für Erwachsene. Ein paar cool gemachte Kampfszenen, wo nicht einfach nur ein paar gesichtslose Drohnen niedergemetzelt werden. Eine Priese Humor, die den Ernst der Geschichte unterstreicht, aber nicht unterminiert. Und das Ganze dann noch gut zusammengesetzt und mit etwas epischer Musik garniert, fertig.
Transformers One zeigt, wie das geht, und lässt es einfach aussehen.
Ohne jetzt zu viel spoilern zu wollen, ist die Geschichte des Films schnell erzählt. Die Minenarbeiter Orion Pax und D-16 aus der Arbeiterklasse (nicht-transformierfähige Roboter) geraten auf der Suche nach einem höheren Lebensziel unbeabsichtigt in einen Konflikt mit dem Establishment, allen voran Obermotz Sentinel Prime. Und als am Ende ihre ganze bisherige Welt aus den Fugen gerät, stehen sich die beiden ehemaligen Freunde und Brüder plötzlich als Gegner gegenüber.
Transformers One schafft den Spagat, ein unterhaltsamer Abenteuerfilm zu sein, wo wir vier sehr unterschiedlichen Transformers Charakteren auf einer Reise ins Ungewisse folgen, aber auch eine sehr spannende Charakterstudie, die zeigt, wie traumatische Ereignisse sehr unterschiedliche Auswirkungen auf eigentlich gute Leute haben können. Die Wandlung von D-16 vom freundlichen Minenarbeiter zum brutalen Kriegsherren geht zwar schnell, ist aber absolut glaubwürdig und wird von den Ereignissen getragen, nicht umgekehrt. Und wenn auch Orion keine so große Wandlung durchmacht wie sein Freund, ist auch sein Weg nachvollziehbar und glaubhaft.
Was mich persönlich sehr gefreut hat: der Film gaukelt einem am Anfang so ein wenig vor, dass es zum wiederholten Mal eine Jagd nach einem magischen McGuffin werden wird, in diesem Fall der Matrix der Führerschaft, aber dem ist nicht so. Die Matrix taucht zwar auf, ist aber am Ende für die Story eigentlich nur nebensächlich. Finde ich gut.
Auch sehr positiv zu vermerken: es gibt in dem Film einige Easter Eggs und Anspielungen, die nur Transformers Fans verstehen werden, aber diese sind subtil und fügen sich nahtlos in die Handlung ein, anstatt diese zu unterbrechen oder gar zu ersetzen. Ich bin überzeugt, dass auch Leute, die noch nie irgendwas mit Transformern zu schaffen hatten, an dem Film Spaß haben und ihn verstehen werden.
Klar, einige Wendungen des Films sind vorhersehbar. Dass Sentinel Prime (der viel von seinem Vorgänger aus dem Animated Cartoon mitbringt) nicht der gütige und bewundernswerte Herrscher ist, der er vorgibt zu sein, dürfte niemanden überraschen. Dass eine Gesellschaft, die auf dem Rücken einer faktisch versklavten Arbeiterkaste erbaut wurde, nicht auf Dauer bestehen kann, ist auch klar. Und es dürfte vermutlich auch jeder Transformers Fan erahnen, dass D-16 am Ende den Namen Megatron annimmt und sich gegen Orion Pax alias Optimus Prime stellt.
Einige Fragen lässt der Film offen. Wie geht es mit den Quintessons weiter? Was haben eigentlich die ganzen transformierbaren Bots in Iacon den ganzen Tag gemacht, während die Minenarbeiter geschuftet haben und sind sie nicht mitschuldig an der Misere? Warum folgen so viele Bots Megatron ins Exil, wo der doch gerade von Optimus Prime die Hucke voll bekommen hat, der außerdem die Energonquellen wieder zum Sprudeln bringt? Aber das sind wirklich Kleinigkeiten und mindern den Spaß an dem Film in keinster Weise.
Transformers One bringt uns einen spannenden, unterhaltsamen Film, der die Transformers als Charaktere behandelt anstatt als Special Effects und mit ihnen in der Hauptrolle eine gute Story erzählt. Außerdem sorgte er dafür, dass ich das Kino mit einem Lächeln auf dem Gesicht verließ. Somit bleibt mir am Ende als Fazit nur zu sagen: ein toller Film. Absolut sehenswert.
Noch ein paar Gedanken zum Schluss:
- B-127 alias Bumblebee ist der Einzige, der am Ende des Films nicht seinen „echten“ Namen kriegt, vermutlich um Zuschauer, die sich noch an den Bumblebee Movie erinnern, nicht zu verwirren.
- Außer den vier Hauptcharakteren und Sentinel Prime sind alle anderen Transformers eigentlich nur Statisten, aber das ist okay. Sind immerhin vier Charaktere mehr als in allen bisherigen Filmen seit 2009.
- Der Soundtrack ist modern, aber mit genügend „klassischen“ Scores, um die Stimmung gut zu tragen.
- Die humoristischen Einlagen aus den Trailern sind im Prinzip schon fast alle. Der Rest des Films ist ernst, aber ohne total düster zu sein.
- Der Mystizismus hält sich in Grenzen. Klar, es gibt den leuchtenden Kern des Planeten und die Geister der Primes, aber ansonsten bleibt die Story sehr bodenständig.
- Ist es richtig zu sagen, dass die Matrix der Führerschaft hier eigentlich kaum mehr ist, als die rausgesprungene Sicherung der Energon-Pumpen des Planeten?
- So ein klein wenig darf man Sentinel Prime als Personifizierung von Populisten der aktuellen Realwelt sehen, denke ich, speziell mit seinem Spruch, dass die Wahrheit keine Rolle spielt und die Leute eh alles glauben, was er sagt.